5. Etappe EINMAL UM DIE WELT Antarktika Eselspinguine bevölkern die antarktische Halbinsel. ANTARKTIS Ein Lebenstraum – Kreuzfahrt ins ewige Eis Der erste Antarktis-Eindruck ist ein Geruch. Verzeihung, aber es riecht nach Pinguin! Ein leicht salzig-stechender Windhauch weht von Half Moon Island auf den Süd-Shetlands herüber und kitzelt die Nase. Die Zehntausende von Pinguinen auf den felsigen Hügeln der Insel interessiert es wenig, dass gerade ein Kreuzfahrtschiff in ihrer Bucht vor Anker geht. Die rund 1000 Kilometer lange, oft unruhige Fahrt durch die Drake Passage von der Südspitze Argentiniens aus zum ersten Vorposten der Antarktis wirkt wie ein symbolischer Schnitt zwischen der hektischen, realen Welt in diesem unwirklich und märchenhaft erscheinenden Kontinent aus Eis und Fels. Still und grenzenlos ist die Antarktis das Gegenbild zu unserem schnellen, lauten Leben. Die klare, trockene Luft, die tiefe Stille, das Weiß und Blau der Eisberge und Gletscher, das intensiv schwarzblaue Meer, das Knistern des schmelzenden Gletscher-Eises, wenn es beim Schmelzen Jahrtausende alte Luftbläschen freisetzt, und das Geschnatter der Pinguine lassen die Welt jenseits der Drake Passage für die Antarktis-Besucher verblassen. Es zählt nur noch das Hier und Jetzt, der Genuss dieser Traumlandschaft in vollen Zügen. Flipflops an die Füße, Kamera um den Hals und dann schnell an Land gehen wie bei einer klassischen Kreuzfahrt funktioniert hier freilich nicht. Überhaupt ist auf einer Antarktis-Kreuzfahrt alles etwas anders – bis auf das leckere Essen im Bord-Restaurant vielleicht. Am Ufer warten keine Ausflugsbusse, Taxifahrer und Souvenir-Händler, sondern Schneefelder, ein paar Robben, Tausende von Pinguinen und an manchen Stellen wie hier in Half Moon Bay eine Handvoll Forscher einer argentinischen Antarktis-Basis, die sich in ihrer Einsamkeit mit einem breiten Lachen im Gesicht über jeden Besucher freuen. Zum Ufer fahren die Passagiere mit Zodiac-Schlauchbooten, gut verpackt in wasserdichten Hosen, kniehohen Gummistiefeln, winddichtem Polar-Parka, Hightech-Schwimmweste und warmer Mütze. Die Kamera steckt besser in einer Plastiktüte, denn beim Anlanden per Zodiac fliegt schon mal eine ordentliche Ladung salziger Gischt übers Boot. Und dann kommt er angewatschelt, der erste Pinguin. Ganz ohne Scheu, fast als würde er einen gar nicht bemerken – was oft tatsächlich der Fall ist, denn diese possierlichen Tiere sehen nicht besonders gut. Nur wenige Zentimeter vor den Gummistiefeln eines Besuchers bleibt er stehen, reckt den Schnabel nach oben und dreht den Kopf erst nach links, dann nach rechts und wieder zurück, um diese große, fremde Gestalt vor sich besser erfassen zu können. Hatte der Expeditionsleiter in seinem Einführungsvortrag nicht einen Mindestabstand von fünf Metern verlangt? Der Pinguin scheint diese Regel jedenfalls nicht zu kennen. In jedem steigt bei einer solchen Begegnung große Ehrfurcht und glühende Freude zugleich auf. Ehrfurcht vor diesem magischen Moment, Freude Text: Franz Neumeier, Bild (S. 16): Christian Nowak 16 Karawane
Blick auf den Neko Harbour über die Nähe und scheinbare Vertrautheit mit diesem liebenswerten, kleinen Tier. Zumindest bis der Pinguin erkennt, dass lediglich sein gewohnter Weg versperrt ist und er sich deshalb eine andere Route suchen muss. Die Fluke eines Wals inmitten von Eisbergen Die neue HANSEATIC nature bald in der Antarktis Der Komfort an Bord des Schiffes gibt den Passagieren dann wieder einen Bezugspunkt zu unserer vertrauten Welt. Auf diese Weise nimmt man den Kontrast zwischen "Luxus" auf dem Schiff und der unwirtlichen Welt zwischen Eisbergen, Felsen und Pinguinen immer wieder von Neuem und viel intensiver wahr. Ein Übriges tragen versierte Expeditionsleiter bei – die oft die Hälfte des Jahres in der Nähe von Nord- und Südpol verbringen und selbst Tauchgänge im Eis als höchstes Vergnügen betrachten. Zurück auf dem Festland muss man sich wieder an die Zivilisation gewöhnen. Der Anblick von Autos, Straßen, Häusern und anderen Errungenschaften der westlichen Welt wirkt plötzlich fremd, beinahe surreal. Bilder (S. 17): Hapag-Lloyd Cruises (3) Der etwas strenge Geruch der Pinguin-Kolonien hat sich dagegen so tief als positive Erinnerung an diese Traumwelt aus Eis und Fels eingeprägt, dass so mancher Passagier nach dem Ende der Antarktis-Kreuzfahrt zögert, den Polar-Parka zuhause einfach in die Waschmaschine zu stecken. Denn er riecht immer noch ein wenig nach Pinguin und lässt die Erlebnisse während der Expedition ans Ende der Welt wieder aufblitzen: Ein Eselspinguin tapst über die Felsen zu seinem Nest aus kleinen Steinchen, zwei Zügelpinguine streiten lauthals schnatternd über ihre Reviergrenzen, ein flauschiges Adelie- Pinguin-Küken bettelt um eine Portion Krill aus dem Kropf der Mutter. ■ ANTARKTIS KREUZFAHRTEN MIT DER M/V USHUAIA 10 Tage Kreuzfahrt ab/bis Ushuaia, mit englischsprachigen Wissenschaftlern und Naturführern zur antarktischen Halbinsel, ab EUR 4.395,- webcode 31293 EXPEDITION ANTARKTIS Die Neubauten HANSEATIC nature & HANSEATIC inspiration – eine neue Expeditionsklasse, außergewöhnliche Routen und Naturerlebnisse, ab/bis Deutschland, ab EUR 12.290,- webcode 31701 Karawane 17
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